The Book
Familie MunggH. Kasser
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Die Sonne stieg über den Zackengrat und schickte ihre ersten Strahlen hinüber zur Alpweide, die noch starr im Nachtfrost lag.
Guck, guck! riefen die Sonnenstrahlen. Gluck gluck! Gab das Bächlein zurück und versuchte, unter der Eisdecke zu gurgeln. Ein lustiges Morgenwindchen knisterte im dürren Weidegras, das an schneefreien Stellen schon wieder zu grünen begann. In der geschützten Mulde blühten Krokus und Zeitröschen.
Zwischen Geröll und Steinen tauchte ein gelblich weisser Wollschopf auf. Nichts Verdächtiges? Die schwarzen Gucker spähten furchtsam in die Runde. Nein, die Luft war rein. Frau Mungg wagte es und schob ihr ganzes Pelzkleid aus der dunklen Röhre. Sie fuhr mit den Vorderpfoten über die verschlafenen Augen und blickte sinnend vor sich hin. Noch immer Schnee? Ja, freilich! Aber am Himmel stand wieder die grosse Freundin, die Sonne.
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Schau! was hoppelt dort vom Walde her? Freund Hase, auch schon auf Reisen? Nein, man braucht sich nicht zu fürchten, vorsichtigere Leute als Munggs und Hasens kann es auf der Welt nicht geben.
Das Häslein spitzte mutig die Löffel und duckte sich unter die Krüppeläste einer Lärche, die als Einspänner hier oben Wind und Wetter trotzte.
„Ausgeschlafen?“ fragte es. „Wie geht’s der Familie?“ Als Antwort erschienen unter der Haustür nacheinander Vater Mungg, die Söhne Hup und Hop und etwas zaghaft Grossvater Mummel. Er war schon alt und blinzelte unschlüssig in die Helle.
Die Buben stahlen sich eilig davon, rupften gierig das magere Gras und zerkauten es mit scharfen Zähnen. Sie bedienten sich dabei der Vorderpfoten und assen so manierlich, wie es bei Murmelkindern Sitte ist.
Dann spielten sie:
Fuchs im Loch,
So pack ihn doch!
Es machte ihnen grossen Spass, einen Stein zu überfallen, der den roten Feind darstellte und wehrlos ins Rollen gebracht werden konnte. In Wirklichkeit war Reineke leider immer der Stärkere. Hatte er nicht letzten Sommer die kleine Murmelschwester gestohlen?
Munggs unterhielten sich indessen mit dem Hasenvater. Mummel fragte:
Herr Hoppelhupf im grünen Gras
Wie geht es ihm und Madam Has?
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„Vorzüglich“, gab der Has zurück. „Wir haben zwei Kinder und kriegen noch viele.
Hasentöchter, Hasensöhne,
Dreimal sechs und viermal schöne.
Aber was seid ihr mager geworden, meine Guten.“
„Mager, mager“, ärgerte sich Frau Mungg. „Schlaft sieben Monate und werdet nicht mager. Im Herbst sollt ihr uns wieder sehen, wenn wir aus der Sommerwohnung zurückkehren, rund, dick, fett und schön!“
„Herr Hoppelhupf besucht uns vielleicht in der Sommerwohnung“, sagte Vater Mungg. Er fand es sehr vornehm, ein eigenes Sommerhaus zu besitzen. Der Has aber meinte, er bliebe lieber in der Nähe des Bergdörfchens mit den Krautgärten, lasse aber seinen Vetter, den Schneehasen, bestens grüssen.
Unten am Waldrand leuchtete ein roter Schein. Familie Reineke begab sich auf den Morgenspaziergang.
Ein schriller Pfiff – Munggs purzelten mit Kind und Kegel in ihre Villa, und hoppel hoppel hupf hupf hupf verduftete Freund Hase taleinwärts.
Die Sonne stand nun schon hoch und blickte auf eine verlassene Alp, wo nichts sich rührte als das dürre Gras im Wind.
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Dem warmen Tag folgte frostiges Wetter. Die Sonne verkroch sich hinter Wolken, es begann wieder zu schneien und die Krokuswiese sah aus, als wäre ihr die ganze Sonntagsfreude verdorben. Mit zugeschlossenen Augen standen die Pelzanemonen am Eingang zum Munggenhaus, dessen Bewohner sich in die Innenräume zurückgezogen hatten. Am Ende des langen Ganges weitete sich eine geräumige Stube, in der es angenehm warm und sehr still war. Kein noch so rauher Wintersturm vermochte diese tiefe Geborgenheit zu stören.
Auch jetzt lag die Familie im behaglichen Dämmer. Man konnte solche Wetterlaunen und fasste sich in Geduld. Der Munggenkalender verzeichnete nur zwei Posten:
Sonnentage, Tag des Lichts,
Keine Sonne, kaltes Nichts.
Mit ihren krallenbewehrten Pfoten hatte Frau Mungg als erste den zugemauerten Eingang freigelegt. Sie schlüpfte zuweilen durch den Hausflur und blickte senhsüchtig ins Wolkengrau. War auch die Sonne in den Winterschlaf zurückgesunken? Am besten rollten man sich wieder zusammen und verschlief den nagenden Hunger.
Seltsame Musikanten träumten hier dem Sommer entgegen. Man konnte bellen, meisterte jedoch vor allem die Kunst des Pfeifens. Mummel hatte sich in seinem gefahrvollen Dasein mancherlei zusammengereimt, und er pflegte zu sagen:
Was rechte Munggen sind, begreifen
Von selbst, im rechten Ton zu pfeifen.
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Die Sonne hatte nun schon mehr Kraft, und schneefreie Stellen an der Südhalde wurden täglich grösser. Im nassen Geschiebe nickten Soldanellen, besonders eilige hatten sich auf schwankem Stengel durch den Schnee gegraben und läuteten mit zart gefransten Lilaglöcklein über der weissen Decke.
Die ganze Weide wachte auf. Am Bach quakte der Frosch, Bläulinge taumelten über den feuchten Grund, schimmernde Käfer schauten verfrüht nach Milchlattich und Alpendost aus, auf deren Blättern sich’s den ganzen Sommer über wohl leben liess.
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Auch das Gauklervolk der Heugümper stellte sich wieder ein, sehr zum Ärger Mummels, der die losen Sprünge unanständig fand. Selber sass er so sittsam auf den breiten Hinterpfoten – was brauchten sie die roten Beine zu zeigen und ihm gar ins Fell zu hüpfen?
„Schnarr, schnarr,“ tönte ihr Gesang.
„Narr, Narr,“ schimpfte Mummel.
Doch glotzten ihn die leichtfertigen Gesellen aus schwarzen Perlenaugen am Pferdekopf nur überheblich an. Auf der hohen Sommeralp gab es diese Springkonkurrenz nicht, gottlob!
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Eines schönen Morgens wurde aufgebrochen. „Die Hausputzete verschieben wir auf den Herbst“, sagte Mutter Mungg. „Besuch kommt jetzt keiner mehr, und die Sommerwohnung gibt Arbeit genug.“
Eilig träppelte die Familie hangan, durch Alpenrosenfelder, die sich zum Blühen rüsteten, und vorbei an weit verästelten Wacholderbüschen. Ein Wässerlein silberte lustig über moosige Steine. „Hier wird gefrühstückt!“ rief Vater Mungg und knasperte bereits an nahrhaften Kräutlein.
Bald schmauste die ganze Familie, nur Mummel hielt Wache. Er sass da mit dem Ernst eines alten Landsturmsoldaten und spitzte aufmerksam die Lauscher. Halt! Was huschte da vor seine Pfoten? Eine Maus! – Eine kleine graue Maus! Sie zitterte von Kopf zu Schwanz und stand mitten auf der sonnigen Steinplatte Männchen.
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„Unsere Untermieterin vom Sommerhaus!“ riefen Munggs erfreut. Das Mäuslein hatte im Herbst gebeten, in der geschützten Stube überwintern zu dürfen und Vorräte darin angelegt. Was war nun los?
„Der Fuchs!“ stammelte die Maus. „Er liegt vor eurer Türe und lauert!“
Der Erfolg dieses Berichtes setzte selbst das Mäuslein in Erstaunen. Familie Mungg purzelte kopfüber in die nächsten Löcher.
Mummel wagte sich als erster wieder ans Tageslicht. Nacheinander erschienen sich die andern.
Der Schreck war gross. Sollte man gleich von einem der schlimmsten Feinde empfangen werden! Was tun?
„Schleichen wir auf Umwegen in meine höher gelegene Wohnung“, schlug Mummel vor. „Die grossen Blöcke schützen uns. Du, Mäuserich, gehst voran und hebst bei drohender Gefahr den Schwanz!“
So wurde es gemacht, und glücklich erreichte man die grossväterliche Hausterrasse. Richtig, dort unten belagerte der Rote den rechtmässigen Familiensitz!
„Nun aufgepasst, Buben! Der freche Räuber kann uns hinter jedem Stein überfallen! Dass mir keiner ins Freie geht!“ Hup und Hop hatten Stubenarrest, aber auch sonst wagte sich kein Bein vor die Türe. Still und verlassen lag die Alp. Einzig Mummel lässt den roten Feind keinen Moment aus den Augen.
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Dann aber geschah etwas. Der Berglehne entlang schlich ein dunkler Schatten, scharfe Augen erspähten den Jungfuchs, der selbstvergessen auf der Lauer lag, pfeilschnell schoss es nieder, schlug die Krallen in den roten Pelz und hui! ging’s himmelhoch in die Lüfte. Zwei Täler weiter wurde die Beute den Kindern des Adlers zu Füssen gelegt. Es war ein seltener Leckerbissen. Die schlaue Jugend Familie Reinekes erwischte man nicht so leicht.
Man ist erlöst! Man atmet auf, verlässt seine Villen, scheu erst, dann dreister. Das Ereignis muss besprochen werden. Eilig watscheln Onkels und Tanten herbei, aus listigen Äuglein blickt freudiges Staunen.
„Habt ihr gesehn, wie er den Roten packte?“
„Kaum glaublich, welchen Dienst er uns erwies.“
„Fein vom Adler!“ riefen Munggs Buben, denen der Stubenarrest gar nicht gefallen hat.
„Wirklich fein“, munkt Mummel. „Wäret ihr an Stelle des Roten gewesen, gut Nacht alle beide!“
„Tod und Gefahr von früh bis spät“, seufzt Mutter Mungg und mustert besorgt ihre oft so unvorsichtigen Söhne.
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Nun konnte man endlich richtig einziehen. Über das Tor zu Munggens Stammsitz schmiegten sich Thymianranken, die Wände waren moosig bewachsen. Eine flache Steinplatte diente auch hier als Lieblingsaufenthalt für jung und alt. „Erst wird geputzt!“ befahl Frau Mungg. „Zu was sonst hat meine Pfoten? Her, lieber Mann, rasch her, ihr Buben!“ Hei, wie Schmutz und Erde vom letzten Jahr zum Loch hinausfliegen! Wie frische Halme eingetragen werden! Man will es sauber haben und bequem, Frau Mungg sieht Mutterfreuden entgegen.
Im weiten Umkreis wohnt die Verwandtschaft. „Grüss Gott, Herr Vetter und Frau Base! Den Winter gut verschlafen? Wohin so eilig, Hup und Hop? Habt Ihr nette Murmelmädchen gefunden und sucht eigene Wohnung?“ Die Weide kann schon dazu verlocken. Sie gleicht einem weichen Teppich, übersät von feinen Moosen, Gräsern und niederm Strauchwerk. An sonnigen Stellen sind die weissen Blüten der Silberwurz bereits verwelkt, gelbgrüne Flechten leuchten weithin in der Sonne.
Das Älplein liegt in tiefster Einsamkeit und läuft in dachsteiles Geröll aus. Wo der Zackengrat sich seitlich türmt, hängt in seinen Falten ein Gletscherlein. Dort ist die Sommerheimat der Gemsen. Sie ruhen im Schutze der überhängenden Felswand auf schmalem Grasband, vom dem aus man das ganze Gelände frei überblickt. Das Horn obenher des Grates lässt jeden Winter eine Lawine donnern. Es ist die Schlittelbahn der Gemsen. Haushoch bleibt sie liegen, getürmt auf die Schneereste des Vorjahrs, mit denen kein Sommer aufzuräumen vermag.
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Mit den ersten Morgenstrahlen hüpft das Rudel hangnieder und frühstückt im Frieden der sonnigen Alpweide.
„Guten Tag, ihr Munggen, auch schon wach?“
Mummel sitzt auf seiner Terrasse und freut sich auf ein Schauspiel, das täglich neue Kurzweil verspricht.
„Zum Turnen antreten!“ befiehlt Frau Gemse, „eins, zwei, drei!“ leichtfüssig hüpft sie ihren Lieben voran, lässt sich am obern Rand des Schneehangs auf die Hinterläufe nieder und gleitet schlittelnd bergab. „Kinderlein, wer von euch macht’s nach? Wie? Keines wagt’s?“ Doch, die Mutigen versuchen’s. Man überkugelt, fängt von neuem an… und ruht im Schatten der Felskanzel, wenn die Schule aus ist.
Es gab auch Gelegenheit, dem Schneehasen den Gruss des Vetters auszurichten. „Das weisse Winterkleid schon ausgetauscht?“ fragten Munggs. „Grau wie die Steine!“ strahlte das Häslein. „Selbst der Adler wird mich kaum erspähen! Wie gut ist doch die Kleiderfrage geregelt!“
O Schreck, wenn sich der Adler blicken lässt! Die Alpendohlen wussten, dass sein Horst hinter zwei hohen Bergketten an der Felswand hing, doch unternahm er ausgedehnte Reisen, und nie war man sicher vor seinen Besuchen. Er liebte das Wasser und pflegte im Tümpel zu baden. Trotz Mummels gellen Warnepfiffen war in mehreren Munggenfamilien Trauer eingekehrt.
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Als die Sonne am höchsten stand, war bei Munggs eine Tochter eingekehrt. Man nannte sie Bummelchen, denn kaum hatten sich die nestblinden Gucker geöffnet, schnupperte das Gwundernäschen schon im Freien herum.
Umsonst erzählte man vom Fuchs, der das Schwesterlein geholt, vom Adler, der so pfeilschnell niederschoss, Bummelchen ging auf Reisen, half alles Warnen nichts. Es fand die herrlichsten Kräuter und verstand, das höchste Pflicht sei, sich möglichst rasch ein rundes Bäuchlein anzufressen.
Mutter Mungg lebte in beständiger Sorge um ihre Jüngste. „Begleiten wir sie auf ihren Ausflügen!“ schlug der Papa vor. „Sie soll die geheimen Notgänge und Schlupflöcher kennen lernen und wissen, wie man sich bei Gefahr rasch versteckt!“ Bummelchen erwies sich als gelehrige Schülerin, und die Eltern sahen ein, dass solcher Unterricht mehr taugte als ängstliche Verbote.
Der alte Mummel war sehr stolz auf diese Enkelin. Er konnte sich nicht genug wundern über die musikalische Begabung und den gesegneten Appetit. Wohlgefällig sprach er:
Nudeldick und nudelfett,
Bummelchen, wie bist Du nett!
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Grossvater Mummel pflegte geniesserisch auf seiner Terrasse zu ruhen. Je heisser der Stein, je grösser das Wohlbehagen. Er betete die Sonne an und liebte das Spiel der Schatten.
Aus der Höhe kam frühmorgens das Licht. Es glitt vom Horn über den Zackengrat, umfing liebkosend das Munggenheim und sank langsam talnieder. Wenn die Helle am Steilhang gegenüber wieder hoch stieg, blinzelte Mummel in den goldenen Sommertag hinein. Es unterhielt ihn, wenn Wolkenschatten über die besonnte Weide strichen und Riesenvögeln glichen, vor denen man sich nicht zu fürchten hatte.
Die Nacht kroch wieder aus dem Tal herauf. Ehe sie zu Mummels Wohnung gelangte, fielen schräge Sonnenstrahlen in den düstern Hausflur, den Mummel zufrieden durchträppelte, wenn die Schatten über ihm zusammenschlugen.
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Die Weide hatte nun alle ihre Lichter angezündet, Sonnenröslein, Alpenklee und Goldpippau blühten, als könnte es morgen schon zu spät dazu sein. Enzianfamilien waren tiefblau wie der Sommerhimmel, ringsher grüssten die zufriedenen Gesichtlein der Wucherblume. Es gab einen Garten voll süss duftender Bränderli, Astern und Veilchen, dicht gedrängt läutete das Heer der Glockenblümchen. Sie hatten sich am Bach angesiedelt und säumten ihn wie ein blaues Band. Oben am Schattenhang verblassten die letzten Alpenrosen. Die Felsenkanzel war eine Welt für sich. Dort wohnten die Edelweiss. Sie waren über das ganze Bödeli vebreitet, grosssternig, lieblich und vornehm. „Unsere Verwandten!“ pflegten Munggs zu prahlen. „Vergleicht nur die Samtkissen im Innern unserer Pfoten mit den wolligen Blütenköpflein! Könnten wir nicht Vettern und Basen sein?“
Hup und Hop hatten sich inzwischen ihre Murmelmädchen geholt und eigenen Haushalt gegründet. Jenseits des Baches lagen zwei leere Wohnungen, die sich leicht weiter ausbauen liessen. Eingefallene Gänge wurden gesäubert, neue Korridore angelegt. Als geschickte Baumeister sorgte das Brüderpaar für Fluchtröhren, die nach allen Richtungen ausmündeten. „Die Gartenanlage kann man lassen“, sagte Hup. Silberdisteln öffneten sich weit dem Sonnenlicht, es gab ein Beet leuchtender Steinnelken, und herrlich rote Hauswurzblüten sassen auf grünen Blattrosen. Wie Feuerlein brannten im feuchten Geschiebe zwei blumige Mannsschildpolster.
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Man hatte zudem eine Entdeckung gemacht! Hop war mit der Pfote auf einen alten Staubschwamm getreten, der wie ein kleines Feuerwerk zersprühte. Es standen viele dieser aufgeblähten Kugeln im kurzen Weidegras, ihnen den Garaus zu machen, bot fröhliche Kurzweil.
Schrille Pfiffe entrissen die Brüder ihrem Spiel. Alarm in ganz Munggendorf! Hup und Hop erwischten eine Fluchtröhre, die in vielen Windungen zur grossväterlichen Wohnung führte. Mummel sass bereits in seiner Stube. Er bleckte die gelben Zähne und sah böse aus.
„Nebeltiere!“ sprach er düster. „Ich konnte sie von weitem riechen. Zweibeiner! Aus dem Maul quillt ihnen stinkender Nebel. Einmal habe ich sie von nahem gesehen…“
„Das war, als sie die Winterwohnung ausraubten?“ fragte Hup. Die alte Geschichte hörte sich immer wieder angenehm gruselig an.
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„Wir lagen kaum im ersten langen Schlaf“, erzählte Mummel, „da packte uns eine grosse Pratze. Ich wachte auf und biss hinein. Das Tier schrie und liess mich fahren. Ich wie der Blitz auf und davon. Am Ende der Fluchtröhre musste ich sehen, wie meine Familie fortgeschleppt wurde – im Sack!“ Die Murmelbuben schauderten.
„Und dann?“
„Dann war die Stube leer und kalt. Sie stank nach dem schlechten Nebel. Ich fürchtete mich und floh. Onkels nebenan hatten die Haustür schon zugemacht. Durch ein Seitentörchen schlüpfte ich doch hinein und legte mich zu den andern. Denkt, wie man fröre so allein!“
Hup und Hop sannen eine Weile darüber nach, dann siegte aber der Gwunder und man wollte die Nebeltiere mit aller Vorsicht betrachten. Zwei schwarze Näschen schoben sich behutsam unter die versteckte Röhre. Dort wanderten die Zweibeiner zum Bach… nahmen Säcke vom Buckel und packten aus…
Die Alp schien ausgestorben. Selbst der Bergwind hielt den Atem an.
Die Gemsen hatten sich die Schutthalde hinan geflüchtet, Hase und Schneehuhn suchten Schutz in den Steinen, alle Munggenterrassen standen leer. Nur ein Falter blieb auf der Flockenblume sitzen, und die Dohlen kreisten hungrig in der Nähe des Wassers.
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Die beiden Ungeheuer hatten sich gelagert, sie futterten, liessen Hölzer aufflammen, und nun entstieg in blauen Ringeln der erwartete Nebel. Was würde weiter geschehen? Fluchtbereit lauschten Hup und Hop.
So gefährlich schienen sie doch nicht zu sein, die Zweibeintiere! Sie hielten Umschau, erkletterten die Felsenkanzel und stiessen plötzlich laute Schreie aus – wie eifrig sie sich bückten!
Sie entdeckten die Edelweiss.
Was fiel ihnen denn ein? Sollte das arme Bödeli ganz geplündert werden? Schon vermochten ihre Pratzen die Beute kaum mehr zu fassen.
Sie kehrten zum Futterplatz zurück und umschnürten die Sträusse, dass Hup und Hop beim blossen Zusehen zu ersticken meinten. Jetzt schwenkten sie die armen Blumen obendrein im Bach, als ob es Besen wären.
Die ganze Alpweide schaute zu, wie an zwei Rucksäcken zu Tal baumelte, was ihr köstliches Eigentum gewesen.
Auch dieser Tag ging zur Neige. Die Sonne versank hinter dem Zackengrat, im glashellen Himmel schwammen glührote Wolken…
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Am nächsten Morgen regnete es. Mummel vernahm beim Erwachen das eintönige Fallen der Tropfen. Schläfrig blinzelte er in den grauen Dämmer hinein, richtete sich halb auf und gähnte!
Netz‘ ich heute mir die Sohlen,
[S]oll mich gleich der Rote holen.
[R]ollte sich wieder zusammen und döste weiter.
Es wollte gar nicht Tag werden. Wolken hüllten die Berge ein, Nebelschwaden krochen träge herum.
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Die Alpweide trauerte. Es war, als weine der Himmel über dem Geschehen des gestrigen Tages.
Verlassen und träge lag alles im leise rauschenden Regen, nur der Bach schwoll zornig an und spülte eine achtlos fallen gelassene Edelweissleiche mit, um sie im Ufersand zu begraben.
Auf dem Bödeli lag dichter Nebel. O Jammer! Da gab es nun lauter auseinander gerissene Edelweissfamilien. Zum Unglück waren auch viele zarte Wurzeln mitgewandert. Ganze Völkerstämme verschwunden, vernichtet!
Noch sassen einzelne Sterne in Ritzen und auf hohen Felsbändern. Sie hatten der Plünderung zugeschaut und sich gewundert, dass die grosse Freundin am Himmel diese Missetat so gelassen überstrahlte.
„Arme Basen“, sagte das Katzenpfötchen, eine nahe Verwandte Edelweissens, „ich hatte sie immer so beneidet!“
„Auch mich liessen sie stehen“, seufzte das bescheidene Brillenschötchen. „Es ist oft nicht gut, allzu selten zu sein!“
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Unter Blitz und Donner war ein Gewitter über die Berge gezogen und hatte im Munggendorf einen kühlen Hauch hinterlassen. Wohl blaute wieder der Himmel, doch entstiegen dem nachtfeuchten Boden leichte Nebel, die sich wie Schleierchen über die Weide legten.
Die Hausterrassen wurden nicht mehr so heiss, die braunen Pelze nicht mehr so innig durchbraten.
Die Hänge begannen sich herbstlich zu färben, Heidel- und Preisselbeerstauden flammten in feurigem Rot.
„Vollgefressen“, sagte Bummelchen und überblickte zufrieden sein Bäuchlein, das einem kleinen Bierfass glich und fast den Boden streifte. Ein Abenteuer sollte das Jüngferlein doch noch bestehen. Geniesserisch spazierte es von zu Hause weg, machte Besuche bei Onkels und Tanten und fand sich hinter einem Felsblock am Bach plötzlich einem fremden kleinen Wesen gegenüber.
Beide standen bockstill Männchen und musterten sich. Der schlanke Unbekannte trug einen hübschen hellen Pelz, doch hatte er schiefe Augen, die Bummelchen nicht sonderlich gefielen.
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„Was sind die Beine kurz und dünn“, dachte es fast mitleidig. Ach, noch hatte es die scharfen Krallen nicht erblickt. Und blitzschnell fuhr ihm die zugespitzte Schnauze an die Gurgel.
Bummelchen wehrte sich, kratzte und biss. Seine gelben Zähne waren schon ordentlich lang und kräftig. Nach kurzem Kampf jagte es den Angreifer in die Flucht. Er hatte blutige Wollschübel hinterlassen, doch sah auch Bummelchen recht mitgenommen aus. Es humpelte nach Hause, so rasch die zittrigen Pfoten es trugen, noch sass ihm der Schreck in allen Gliedern.
Die sonst so tapfere Tochter hat nur einen Wunsch: heim zur Mutter!
Gottlob, diese weilt nicht zu Besuch bei der Nachbarin, sie döst auf der Hausterrasse und stösst beim Anblick ihres Kindes einen gellen Pfiff aus. Vater und Brüder eilen herbei, auch die Maus huscht aus der dunklen Stubenecke. Armes Bummelchen, was ist geschehen? Und Bummelchen berichtet. Schlank war das Tier? mit hübschem Pelz? Trau, schau, wem! Sicher ein Wiesel. „Hilf Himmel!“ schaudert die Maus. „Mein schrecklichster Feind!“
„Auch du warst in grosser Gefahr, mein Kleines“, spricht zärtlich Vater Mungg. „Wie gut, bist du schon so gross und stark!“
„Das kommt vom vielen Fressen“, anerkennen die Brüder.
„Fressen ist recht“, predigt Mutter Mungg, „aber Vorsicht noch besser!“
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Eines Morgens lag der erste Reif. Die Dohlen kreisten über der Weide, und plötzlich pfeilte der ganze Schwarm lärmend talnieder. Unten im Dörflein hiess es: „Die Wetterpropheten kommen, es wird bald schneien.“
Am selben Tag bewölkte sich der Himmel. Nebelschwaden krochen einher. Mit aufgeplustertem Pelzwerk hockte Frau Mungg vor ihrer Wohnung, ärgerlich über den frostigen Wind, der sie bis auf die Knochen durchkältete.
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„Zeit zum Schlafen“, gähnte sie.
„Warum gehen die Gemsen nicht schlafen?“ [w]underte das Töchterlein.
„Sie sind keine Baumeister wie wir“, belehrte die Mutter, „wie könnten sie ein Haus graben in der Erde, und wie hätten sie Platz darin? Dafür bekommen sie ein warmes Winterkleid. Wir freilich haben es leichter.“
Über Nacht fiel Schnee. Erschrocken fuhr Bummelchen in den Hausflur zurück, blinzelte dann aber neugierig in die blendende Helle. So also war der Winter, vom dem die andern Tiere erzählten – hu, wie kalt!
Zwar räumte die Sonne bald wieder auf mit der vorzeitigen Bescherung, die zarte Blumenpracht aber hatte gelitten, mit dem Sommer war es vorbei.
In jeder Morgenfrühe lag nun Reif, und die Kräuter verloren immer mehr an Wohlgeschmack. Man war auch nicht mehr so hungrig.
„Zeit zum Schlafen!“ mahnte auch der alte Mummel.
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Munggs wählten einen Nebeltag zum Umzug. Dicht aufgeschlossen träppelten sie hangnieder.
Da unten blühten schon die Herbstzeitlosen. „Nun kommt ihr endlich“, grüssten die nebelfeuchten Lilakelche, „wir haben euch schon lange erwartet.“
Neugierig durchstöberte Bummelchen die Winterwohnung. Wie riesengross die Stube, der Hausflur wie lang!
Zur Herbstputzete schien freundlich die Sonne. Noch einmal gab es Ruhestunden, da man sich der Wärme und des wachen Wohlseins freute.
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Eines trüben Tages aber begab sich die ganze Familie ins Schlafgemach. Man war zahlreich geworden. Hup und Hop brachten ihre Murmelfrauen mit. Dann wurde der Eingang sorglich zugemauert. Gras, Moos und Erde fest ineinandergefügt. „Man kann nicht vorsichtig genug sein“, sagte Mummel in Erinnerung an sein frühes Abenteuer.
Es wurde totenstill im Bau, dicht aneinander kuschelten sich die Wollpelze. Bummelchen drängte sein pralles Bäuchlein zwischen Vater und Mutter. Halb im Traum schon bleckte es nochmals mutig die gelben Zähne…
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Aus bleigrauem Himmel tanzten verwehte Eiskristalle. Sie sanken nieder und setzten sich als Sterne aufs Dach des Munggenhauses.
Und dann schneite es.
The Family Munggtrans. R. L. Hewitt
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The Sun rose over the Zackengrat and cast its first rays onto the Alpine meadow, which still lay stiff in the frost of night.
Look, look! called the Sun’s rays. Glug glug! replied the little stream as it did its best to gurgle under its cover of ice. A playful morning breeze rippled through the parched grass, which was already beginning to turn green, where the snow left a space. In the shelter of the hollow bloomed Crocus and Azalea.
Amidst the scree and stones a head with yellowish white fur popped up. Nothing suspicious? Its black eyes peered cautiously around. No, the coast was clear. Mrs. Mungg took a chance and heaved the rest of her furry coat out of the dark tunnel. She rubbed her sleepy eyes with her forepaws and looked thoughtfully around her. Still snow? Yes, of course. But in the sky there stood once again her great friend, the Sun.
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Look! what comes hopping there out of the wood? Friend Hare, already on his travels? No, there’s nothing to fear, there can be no people more careful on earth than Munggs and Hares.
The little Hare pricked its great ears boldly and crouched under the crooked branch of a Larch, which up here was an outsider, defying wind and weather.
“Had a good sleep?” he asked. “How’s your family?” By way of answer there appeared under the house door, one after the other, Father Mungg, Hup and Hop, their sons, and somewhat reluctantly, Grandfather Mummel. He was already old and blinked undecidedly into the light.
The boys stole hastily away, plucked hungrily at the meagre grass and chewed it with their sharp teeth. They used their forepaws for this and ate with such good manners, like all Marmot children.
Then they played:
Fox in his den,
Let’s get him then!
It was great sport to fall upon a large stone, which stood for the Red Enemy and could be sent tumbling over and over. The unfortunate truth is that Reynard was always the stronger. Had he not last Summer stolen away their little Marmot sister?
Meanwhile the Munggs conversed with Father Hare. Mummel asked:
Sir Hippity Hare in grass so fair
How goes it with him and Madam Hare?
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“Very well, thank you”, answered the Hare. “We have two children and will have more.
Hare children, girl and boy,
Three times six – and four times, joy!
But how scrawny you have become, my friends.”
“Scrawny indeed!” replied Mrs. Mungg angrily. “You sleep for seven Moons and aren’t scrawny… You should see us again in Autumn, when we return from the Summerhouse, round, thick, fat and handsome!”
“Perhaps Sir Hippityhop will visit us in the Summerhouse”, said Father Mungg. He thought it very refined to possess his own Summerhouse. However, the Hare considered that he would rather stay close to the little mountain villages with their vegetable gardens. He sent greetings to his cousin, the White Hare, instead.
Down below, at the wood’s margin, shone a red glow. The Family Reynard set off on its morning patrol.
A piercing alarm call… The Munggs tumbled with their whole family into the villa, and – hippity hippity hop hop hop – their friend the Hare disappeared into the valley.
Already the Sun stood high overhead and looked down upon a deserted Alp, where nothing stirred apart from the parched grass in the wind.
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This warm day was followed by frosty weather. The Sun crept behind clouds, it began once again to snow, and the Crocus meadow appeared to have altogether lost the joy of its Sunday best. The Windflowers stood with closed eyes at the entrance to the House Mungg, whose inhabitants had withdrawn to the inner quarters. At the end of the long gallery there opened up a large chamber, in which it was pleasantly warm and very quiet. No Winter storm, however fierce, could disturb this deep sanctuary.
Once again, the family lay in cosy twilight. They knew these moods of the weather and possessed themselves in patience. The Munggs’ calendar displayed just two entries:
Sunny days – days of light,
No Sun – cold, nothing right.
Mrs. Mungg had been the first to use her claws to break open the walled up entrance. Now and then she slipped along the hallway and peered longingly into the grey of the clouds. Was the Sun also sunk back into its Winter sleep? The best they could do was to roll up together again and to sleep through their gnawing hunger.
They made curious musicians, dreaming here in anticipation of Summer. They could growl, but they mastered before all else the art of whistling. In the course of his adventurous existence Mummel had produced many rhyming couplets, and he liked to say:
Proper Marmots always bustle,
So they, in proper key, can whistle.
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The Sun was now stronger, and from day to day the patches free from snow on the south slope grew larger. Amidst moist stones Snowbells drooped; with special haste had they pushed up on their slender stems through the snow, and now they rang out their little bells of lilac – delicately fringed – over the white expanse.
The whole meadow awoke. Frogs croaked in the stream, Blue butterflies fluttered over the moist ground, shining Beetles looked out early for Sow-thistle and Wild Lettuce, on whose leaves they could live handsomely all Summer long.
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Once again, the Grasshoppers – street artists all – tuned themselves up, much to the annoyance of Mummel, who found their uncontained jumping indecent. He himself sat so modestly on his broad hind paws – why did they need to shew off their red legs and hop even onto his fur?
“Chirp, chirp,” sounded their song.
“Twerp, twerp”, scolded Mummel.
But his carefree companions only stared at him insolently out of their black eyes – set like pearls in a horsehead. On the high Summer Alp there were none of these gymnastic displays, thank God!
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One fine morning they moved house. “We’ll leave the house cleaning to Autumn”, said Mother Mungg. “There are no more visitors, and there’s enough work to do at the Summerhouse.”
The family tramped briskly up the cliff, through fields of Rhododendrons, which were getting ready to flower, and on to wide spreading Juniper bushes. A little brook ran silver and cheerful over mossy stones. “We’ll take breakfast here”, called Father Mungg, as he was already munching on some nourishing leaves.
Soon the whole family was feasting; only Mummel kept watch. He sat there with the seriousness of an old soldier of the reserves and pricked his ears attentively. Halt! What scurried there before his paws? A Mouse! – A little grey Mouse! It trembled from head to tail and stood in the middle of the sunny rock on its hind legs.
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“Our lodger from the Summerhouse!” called the Munggs joyfully. The little Mouse had requested in Autumn that she might over-Winter in the protection of the chamber and had laid in provisions. What could now be wrong?
“The Fox!” stammered the Mouse. “He is lying in wait before your door!”
The outcome of this report astonished even the little Mouse herself. The Family Mungg tumbled head over paws into the nearest Burrows.
Mummel was the first to dare the light of day again. One after the other the rest appeared.
Great was the horror. They could be captured any time by one of their worst enemies! What to do?
“My place is higher up. Let’s escape there by side paths”, suggested Mummel. “The large boulders will protect us. You, Madam Mouse, go ahead and wave your tail if any danger threatens!”
So it was done, and happily they reached the khonde of Grandfather’s house. It was quite true – down below, Rufus was laying siege to their rightful familial abode!
“Careful now, boys! That shameless thief can take us from behind any stone! No one go into the open, please!” Hup and Hop were confined to their room; quite apart from that, no paw dared to put out of doors. Still and deserted lay the Alp. Only Mummel did not let the Red Enemy out of sight for a single moment.
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But then, something happened. Along the mountainside slipped a dark shadow; sharp eyes spotted the young Fox, who lay in wait, oblivious to all else; as fast as an arrow it swooped, sunk its claws into the red fur, and whoosh! it soared high up into the air. Two valleys further on the prey was placed at the feet of the Eagle’s children. It was an unusual delicacy. It is not so easy to catch out the sly young of the Family Reynard.
They are saved! They breathe again, leave their villas, shyly at first, then more boldly. This event must be discussed. Uncles and Aunts toddle past; from their shrewd little eyes shines joyful astonishment.
“Did you see how he got Rufus?”
“Hard to believe, what a good turn he did for us.”
“Nice of the Eagle!” called the Mungg boys, who had not liked being confined to their room.
“Very nice”, adds Mummel. “If it had been you instead of Rufus, Good Night to you both!”
“Danger and death from morning ‘til late”, sighs Mother Mungg and examines her all too careless sons anxiously.
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Now at last they could move in properly. Creepers of Rock Thyme constricted the door to the Munggs’ sitting room; the walls had grown mossy. A flat rock served here too as the preferred place to rest for young and old. “Cleaning first!” ordered Mrs. Mungg. “What else are paws for? Come, dear husband, come, boys!” Hey, how last year’s earth and dirt fly out of the Burrow! How fresh grass is brought in! They want to have it clean and comfortable; Mrs. Mungg is expecting the joys of motherhood.
Their relations live in a wide neighbourhood. “Good Morning, Sir Cousin and Madam Cousin! Did you sleep comfortably through the Winter? Where are you hurrying off to, Hup and Hop? Have you found some pretty Marmot girls? Are you looking for a home of your own?” The meadow can be tempting for that too. It resembles a soft carpet, strewn with fine Mosses, Grasses and low Bushes. In sunny spots the white flowers of the Mountain-avens have already withered; yellow-green Lichens signal afar in the Sun.
This little Alp lies in deepest solitude and ends in a scree slope that is steep as a roof. On the side where the Zackengrat towers up, there hangs in its folds a little glacier. There the Mountain Goats make their Summer home. They rest under the protection of the overhanging cliff wall on a narrow strip of Grass, from which they survey their whole domain without hindrance or let. The peak up above the cliff sends each Winter an avalanche thundering down. This is the Mountain Goats’ sled run. The avalanche settles there, as high as a house, towering up on the snow left from the previous year, which no Summer can melt away.
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With the first rays of morning the tribe skips down the cliff and breaks its fast in the peace of the sunny Alpine meadow.
“Good morning, Family Mungg, already awake?”
Mummel sits on his khonde and looks forward to a spectacle, which promises fresh entertainment every day.
“Fall in for exercise!” orders Mrs. Mountain Goat, “one, two, three!” She skips light-footedly ahead of her loved ones, lowers herself over the upper edge of the snow cliff on her hind legs, and glides skating downhill. “Little kids, which of you will follow me? What – no one dares?” But the brave ones are game. They tumble over themselves, begin anew… and rest in the shadow of the rocky pulpit, when school is out.
There was also opportunity to convey to the White Hare his cousin’s greeting. “Already changed your Winter coat of white?” asked the Munggs. “Grey like the stones!” shot back the Little Hare. “Even the Eagle will hardly spot me! How well is this question of coats determined!”
O horror, if the Eagle should appear! The Choughs knew that his eyrie hung on the cliff wall behind two high mountain chains, but he undertook extensive journeys, and one could never be certain of his visits. He loved water and liked to bathe in mountain tarns. Despite Mummel’s shrill whistles of alarm sorrow had returned to several Mungg families.
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When the Sun stood at its highest, a daughter was born to the Munggs. They called her Peregrina, because scarcely had she opened her eyes, blind from the nest, then already she was sniffing her curious little nose around outside.
In vain did they tell her about the Fox, who had snatched her little sister, about the Eagle, who swooped so arrow-swift, Peregrina went off to explore, despite all warning. She discovered the most delicious leaves and understood that her highest duty lay in munching herself to a round little belly as quickly as possible.
Mother Mungg lived in constant fear for her youngest. “Let’s accompany her on her escapades!” suggested Papa. “She needs to learn the secret of our emergency exits and escape Burrows, how to hide quickly in danger!” Peregrina proved an able pupil, and her parents realised that this sort of instruction achieved far more than nervous prohibitions.
The aged Mummel was very proud of this granddaughter. He could not marvel enough over her musical giftedness and her blessed appetite. He said in contentment:
Noodle thick – not underweight,
Littlest Mungg, you’re simply great!
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Grandfather Mummel liked to rest appreciatively on his khonde. The warmer the stone, the greater his contentment. He adored the Sun and loved the play of shadows.
From above came early in the morning the light. It passed from the peak over the Zackengrat, embraced Munggenheim lovingly and advanced slowly down the valley. When the brightness rose high again on the facing cliff, Mummel blinked into the golden Summer day. It was a diversion, if shadows cast by clouds brushed over the sunny meadow. They resembled giant birds, before whom there was no need to fear.
Night crept up again from the valley. Before it reached Mummel’s residence, the Sun’s rays fell slanting into the sombre hallway, which Mummel happily tramped through, while the shadows clashed overhead.
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The meadow had now kindled all its lights; little Sunroses, Clover and Golden Hawk’s-beard bloomed, as if tomorrow might be already too late. Families of Gentians were deep blue like the sky of Summer; all around, the cheerful little faces of the Tansies conveyed their greetings. There was a garden full of sweetly wafting Orchids, Daisies and Violets; densely pressed, the host of little Bellflowers pealed. They had settled by the stream and bordered it like a blue ribbon. Up above, in the shadow of the cliff, the last Azaleas faded. The rock pulpit was a world in itself. There lived the Edelweiss. They had occupied the whole ground, with great stars, attractive and distinguished. “Our relatives!” the Munggs would boast. “Just compare the velvet cushion inside our paws with their woolly little flower heads! Couldn’t we be cousins?”
Hup and Hop had meanwhile got their Marmot girls and had established their own household. On the far side of the stream lay two empty dwellings, which could easily be rebuilt. Derelict passageways were cleared, new galleries installed. As skilled master builders the pair of brothers took care for escape tunnels, which opened in all directions. “We can leave the garden alone”, said Hup. Silver Thistles stood wide open to the Sunlight; there was a bed of glowing Wood Pinks, and fine red Houseleek flowers sat on their green rosettes. Two flourishing Rock Jasmines burned like little fires in a place of moist stones.
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In addition, they had made a discovery! Hop had stepped with his paw on an old Puffball, which burst like a small firework. Many of these swollen globes stood in the short meadow grass; it was great fun to do them all in.
Shrill whistles tore the brothers from their game. The whole of Munggendorf in alarm! Hup and Hop reached an escape tunnel, which by many turns led to their grandfather’s residence. Mummel sat ready in his drawing room. He bared his yellow teeth and seemed angry.
“Smoke-beasts” he said darkly. “I could smell them from afar. Two-leggers! Stinking smoke pours from their muzzles. Once I saw them close up…”
“Was that when they plundered your Winter quarters?” asked Hup. It was always nice and creepy to hear the old stories told over.
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“We had scarcely settled into the beginning of the Long Sleep”, explained Mummel, “when a great paw seized us. I woke up and bit it. The beast cried out and let me go. I fled like lightning, up and away. At the end of the escape tunnel I had to watch as my family was dragged away – in a sack!” The Marmot boys shivered.
“And then?”
“Then the chamber was empty and cold. It stank of the foul smoke. I was afraid and fled. Uncles close by had already sealed their doors. However, I slipped in through a postern and lay down with the others. Just think, how you would freeze like that alone!”
Hup and Hop reflected on this for a while, but then curiosity overcame them, and they wished, taking all precautions, to observe the Smoke-beasts for themselves. Two little black noses pushed cautiously out of the concealed tunnel. There strolled the Two-leggers to the stream… they took sacks from their humpbacks and unpacked…
The Alp seemed as if dead. Even the mountain wind held its breath.
The Mountain Goats had taken flight up the scree slope; Hare and Snow Grouse sought protection amidst the stones; every Mungg terrace stood abandoned. Only a Butterfly remained perched on the Knapweed, and the Choughs circled hungrily around the water.
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The two Monsters had set up camp; they fed, set fire to sticks of wood, and now there arose in blue rings the awaited smoke. What would happen next? Hup and Hop eavesdropped, ready for flight.
They did not seem so dangerous, these Two-leggers! They looked around, climbed the rock pulpit and suddenly let out loud cries. How eagerly they fell to their knees!
They had discovered the Edelweiss.
What did they think to do then? Must the poor ground be plundered completely? Already their paws could scarcely carry more prey.
They returned to their feeding place and tied up the bunches, so that Hup and Hop, by simply looking, thought to suffocate. Now, to boot, they rinsed the poor flowers in the stream, as if they were brooms.
The whole Alpine meadow looked on, as what had been its exquisite possession left dangling in two backpacks down the valley.
This day too came to its close. The Sun set behind the Zackengrat; in the sky of clear crystal drifted clouds that glowed red…
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The next morning it rained. Mummel heard the monotonous falling of the drops when he awoke. He blinked sleepily into the grey twilight, raised himself half up and yawned!
If I wet my paws today,
Sir Fox will steal me swift away.
He curled back up and continued to dose.
Day was reluctant to dawn. Clouds shrouded the mountains; swathes of mist drifted idly around.
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The Alpine meadow was in grief. It was as if the sky were weeping over the events of the previous day.
Everything lay desolate and idle amidst the gentle patter of the rain; only the stream swelled angrily up and washed before it the corpse of an Edelweiss, cast heedlessly aside, so that it might offer it decent burial in the sand along its bank.
Over the ground lay thick mist. O sorrow! Now there stood here nothing but Edelweiss families that had been torn, one from the other. Unhappily, many tender roots had also perished. Entire tribes disappeared, destroyed!
There remained individual stars in fissures and on high cliff edges. They had looked upon the pillage and wondered that their great friend in heaven, the Sun, should cast his rays so dispassionately over this evil deed.
“Our poor cousins”, said the Pussytoe, a close relation of the Edelweiss, “I had always envied them so!”
“They left me alone too”, sighed the unassuming Buckler Mustard. “It’s seldom good to stand out too much!”
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A storm had gathered over the mountains, with thunder and lightning. It had left in Munggendorf a cool breath. Although the sky was still blue, in the early morning there arose from the dewy ground a light mist, which lay over the meadow like a veil.
The khondes of the houses were no longer so hot; the brown coats of their in-Burrowers no longer so toasty warm inside.
The cliffs began to take on the colours of Autumn; Bilberries and Cowberries flamed with a fiery red.
“Munched up”, said Peregrina and glanced contentedly at her little belly, which resembled a small beer keg and almost scraped the ground. But there was one adventure still in store for Miss Mungg. She strolled at leisure from her house, made visits to uncles and aunts, and found herself, all of a sudden, behind a boulder on the bank of the stream, face to face with a small creature that was strange to her.
Both stood on their hind quarters, stock still, and examined each other. This stranger was slender. It wore an attractive, light-coloured coat, but there was something crooked about its eyes, which Peregrina did not especially like.
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“What short thin legs you have”, she thought, almost in sympathy. Alas, she had not yet spotted their sharp claws. And quick as lightning the creature had its pointed snout at her throat.
Peregrina defended herself, scratched and bit. Her yellow teeth were already properly long and powerful. After a short battle she turned her assailant to flight. The creature had left behind bloody tufts of fur, but Peregrina appeared also plainly the worse for wear. She hobbled back home, as quickly as her trembling paws could carry her; horror possessed her still in every limb.
This daughter, otherwise so daring, had only one wish: home to Mother!
Thank God, Mother is not taking her time on a visit to a neighbour; she is dozing on the khonde, and at sight of her child lets out a piercing whistle. Father and brothers hasten up; even the Mouse scurries out of her dark corner. Poor Peregrina, what has happened? So Peregrina makes her report. The animal was slender? with an attractive coat? Take Care In Whom You Trust! For sure, it was a Weasel. “Heaven help us!” shudders the Mouse. “My most fearsome enemy!”
“You too were in great danger, my little one”, says Father Mungg tenderly. “How fortunate it is, that you are already so big and strong!”
“That comes from a lot of munching”, acknowledge her brothers.
“Munching is proper”, moralises Mother Mungg, “but foresight still better!”
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One morning the first hoarfrost settled. The Choughs circled over the meadow, and suddenly the whole flock shot chattering down the valley. Below, in the little village, they said: “The seers of weather are coming; soon it will be snowing.”
On the same day the sky clouded over. Swathes of mist drifted in. Mrs. Mungg fluffed up her coat and sat before her residence, irritated by the icy wind, which chilled her to the bone.
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“Time to sleep”, she yawned.
“Why don’t the Mountain Goats sleep?” wondered her little daughter.
“They aren’t master builders like us”, explained her Mother. “How could they excavate a house in the earth, and how would they fit inside? For this reason they have a warm Winter coat. It is true that we have it easier.”
Snow fell overnight. Peregrina retreated to the hallway in shock; but then she peered curiously into the blinding brightness. So this was Winter, of which the other animals spoke – ugh, how cold!
Indeed, the Sun soon put away again its earlier bounteousness; the charming array of flowers had perished; the Summer was over.
Now, early every morning, hoarfrost settled, and the leaves lost ever more their good taste. Nor were they so hungry any more.
“Time to sleep”, admonished the aged Mummel.
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The Family Mungg chose a cloudy day for the remove. In close order they tramped down the cliff.
Down below, the Autumn Crocus was already in flower. “Now you’re coming at last”, said their purple goblets, moist from the mist, “we’ve been awaiting you for a long time.”
Peregrina rummaged curiously through the Winter quarters. How huge the chamber, how long the hallway!
The Sun was kind enough to shine for the Autumn house cleaning. Once again there were hours for rest, when they enjoyed the warmth and the contentment of being awake.
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But one gloomy day the whole family retired to the sleeping chamber. They had become many. Hup and Hop brought along their Marmot wives. Then the entrance was carefully walled up. Grass, Moss and Earth were joined strongly together. “You can never be careful enough”, said Mummel, in memory of his early misadventure.
It was quiet as death in the Burrow; the furry coats snuggled close against each other. Peregrina pressed her fat little belly between Father and Mother. Already half asleep, she courageously bared her yellow teeth from time to time…
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Ice crystals, blown in the wind, danced out of the blue-grey sky. They fell and settled like Stars on the roof of the House Mungg.
And then it snowed in earnest.
The owner's mark is in the schoolboy hand of Dr. Thomas Bentz, now dentist in Interlaken BE.
He is uncle to Barnaby and Alisoun Probert, to whom this copy of The Family Mungg has passed down.
FAMILIE MUNGG
Eine Murmeltier-Geschichte
Text von Hedwig Kasser
Zeichnungen von Pia Roshardt
Herausgegeben von Ernst A. Kölliker
Verlag A. Francke AG., Bern
Translator's Afterword
Gentle Reader will recognise in The Family Mungg a palimpsest of The Marmot with the Collar. Hedwig Kasser’s is a far lesser work than Eugène Rambert’s (or – in translation – Alfred Graber’s). However, it is satisfying to re-discover, as told for children, and with Pia Roshardt’s engaging illustrations, inter alia, friendship with Hares (White and otherwise), a proper regard for Burrows, Mountains and Flowers (not only to eat), and tales of derring-do before Foxes and ‘Smoke-beasts’. (This is Frau Kasser’s memorable term for perfidious Men.) We observed in our work of the First Summer of the pandemic that, among all the flowers known to the Philosophical Marmot, the Edelweiss is notable for its absence. The translator, although a mere Smoke-beast himself, would suggest that Frau Kasser’s account of its rape and pillage in ‘Thieves’ – which is among the most touching passages – might be her attempt to supply this lacuna in M. Rambert’s earlier work. He is inclined to suggest further that, in memory of those lost on that day, Marmot’s Paw (as opposed to the incongruent Lion’s Paw) should be adopted henceforth as the vernacular for Leontopodium nivale, otherwise known, to Men and Marmots, as the Edelweiss.